Vierzehnter Rabe – Heimwehg

Seit dem dreizehnten Raben ist eine ganze Woche vergangen. So lange habe ich euch noch nie warten lassen, oder? Ich hoffe, ihr habt uns nicht aufgegeben und freut euch weiterhin auf unsere Geschichten….

Letzten Donnerstag, früh morgens, kurz nach meinem Bad im Sonnenaufgang, haben wir uns von Almería aus auf den Weg Richtung Lloret de Mar gemacht, mit dem Ziel, dort eine ganze Woche oder sogar länger zu bleiben.

Unterwegs besorgen wir uns eine neue Wasserpumpe, füllten unsere Vorräte auf und machten einen Zwischenstopp bei einer wirklich entzückenden Finca, sogar mit kleinem Pool.

Nach einem weiteren Stopp an einem unspektakulären Ort auf einem nicht nennenswerten Stellplatz kamen wir am Samstagnachmittag in Lloret an. Jörg hat als Kind einige Male dort Urlaub gemacht und war außerdem in den letzten Jahren ein oder zwei Mal dort um einen Bekannten zu besuchen. Deshalb wollte er mir den Ort gerne zeigen. Außerdem bietet sich Lloret als Ausgangspunkt für einen Besuch in Barcelona an, wohin wir keinesfalls mit dem Magirus fahren wollten!

Freitag und Samstag erledigten wir aber zunächst, wie wir es inzwischen gewohnt sind, einige Dinge auf dem Campingplatz, genossen den Pool und spazierten durch Lloret – und hatten dann eigentlich schon genug von der Stadt! Der Party-Tourismus hat seine Spuren überall hinterlassen. Auf den Straßen, in der Altstadt, in der Gesellschaft… Es ist schwer, noch irgendetwas Schönes zu finden.

Trotzdem verbrachten wir den Montag mit viel Spaß am Strand. Jörg und ich schnorchelten abwechselnd, während die Jungs nicht müde wurden, in die Wellen zu springen. Alwara lag auf der Decke im Schatten, rollte sich auf die Seite, ließ sich von mir gemütlich einpacken und schlief. Und zu unserer Verwunderung gab es im Café am Strand Schokoladeneis aus fairem Handel.

Um den Kindern nichts vorzuenthalten, was wir selbst genossen, gönnten wir uns am Dienstag eine Bootsfahrt nach Tossa de Mar. Die Touristenschiffe sind mit Unterwasserkabinen mit Fenstern ausgestattet und machen unterwegs halt, damit man die Fische beobachten kann.

Die Stadt selbst hat uns für vieles entschädigt, was wir in Lloret vergeblich suchten. Die Altstadt ist einmalig und der Blick von ganz oben aus dem Café beim Leuchtturm wirklich umwerfend! Davon abgesehen, waren die Patatas bravas echt lecker!

Getrübt wurde unser Aufenthalt in Lloret zusätzlich durch eine doppelte Ungezieferplage. Wir – und alle anderen auch – wurden auf Schritt und Tritt von Mücken verfolgt. Erst wenn wir abends im Truck waren, die Tür zu hatten und alle Plagegeister gejagt, die uns bis nachhause gefolgt waren, waren wir vor ihren fiesen Stichen sicher. Und dann übernahmen die Ameisen. Einmal wachte ich nachts auf, weil es in meinem Auge brannte – Ameisensäure! Einen Tag später konnte ich morgens hören, wie eine Ameise auf meinem Trommelfell herumkrabbelte. So muss es sich anfühlen, wahnsinnig zu werden… Hätten wir am Abend zuvor nicht ohnehin entschieden, abzureisen, hätten wir es spätestens dann getan!

Zu allem Übel bekam Arthur dann auch noch Heimweh! Natürlich hatte es in den vergangenen Wochen immer wieder Momente gegebene, in denen der eine oder andere irgendetwas oder jemanden zuhause vermisste. Aber dieses Mal war es ernst. Er hatte tagelang keinen Appetit, die Stadt und den Platz fand er auch nicht so schön und er dachte sehr viel an alles und jeden zuhause.

Ich nutzte also noch die ausnahmsweise richtig gute Internetverbindung für das MiFaZ-Meeting am Mittwochvormittag und direkt danach verließen wir fluchtartig das Gelände und die Stadt.
Ich bin ein bisschen traurig wegen des verpassten Besuchs in Barcelona, aber wir haben beschlossen, dass die Stadt einen eigenen Besuch wert ist. Zu zweit! Nicht zu fünft. Für die Kinder sind die Städte – je größter desto mehr – ohnehin die unattraktivsten Ziele.
Und so brachen wir unseren Abschiedsurlaub ab, verließen Hals über Kopf Spanien, verbrachten die letzte Nacht am Meer in Frankreich und bogen kurz nach Montpellier ab auf die Autobahn nach Lyon. Weg vom Meer und geradewegs Richtung Deutschland… Jetzt fühlt es sich wirklich nach Nachhauseweg an.

Das liegt aber nicht nur an der Geografie… Wir sind auch einfach satt. Nicht überfressen, aber angenehm gesättigt, und zufrieden bei dem Gedanken, uns der Heimat zu nähern.
Den Umweg über das Allgäu haben wir gestrichen, der passt einfach nicht mehr rein. Nur in Süddeutschland bei meiner Familie werden wir noch ein paar Tage verweilen, denn einige hatten noch nicht die Gelegenheit, Alwara kennen zu lernen, und Omi vermisst ihre drei Enkel nach drei Monaten ganz schrecklich.

Heute Nacht stehen wir auf einem Parkplatz bei einem Supermarkt. Solche Stellplätze findet man viele in Frankreich. Die Kombination ist wirklich praktisch, wenn auch nicht sehr charmant. Für uns ist es, dank des geringen Abstands zur Autobahn, genau richtig…

Satte Grüße,
Nora