Unsere erste Etappe entlang der nordspanischen Küste führte uns nach Gijón. Dass weder Jörg noch ich je zuvor von diesem Städtchen gehört hatten, ist nicht weiter verwunderlich. Es gibt dort keine berühmten Sehenswürdigkeiten und die ganze Region ist touristisch eher weniger erschlossen. Unsere Entscheidung, ausgerechnet dorthin zu fahren, beruhte ausschließlich auf der Entfernung von unserem vorherigen Standort in Donostia-San-Sebastián und dem Stellplatz, der laut App direkt am Strand gelegen, mit vielen Tischen und Bänken im Schatten von Bäumen und einer sehr guten Service-Station ausgestattet und dazu auch noch kostenlos sein sollte. Also zu schön um wahr zu sein. Das wollten wir genauer wissen!
Als wir ankamen, waren alle ausgewiesenen Wohnmobilplätze besetzt und der unmittelbar angrenzende Parkplatz war komplett voll. Neben den Autos der Badegäste standen auch dort schon einige Wohnmobile. Wir drehten also ein kleine Runde, kehrten wieder zurück und suchten erneut nach einem freien Plätzchen, doch die wenigen Lücken waren einfach zu klein für uns. Da sprach uns ein Spanier an. Zuerst dachten wir, er wolle uns mitteilen, dass er ohnehin gleich wegfahren und den großen Parkplatz neben einem anderen Wohnmobil freimachen würde, aber dann stellte sich heraus, dass er extra für uns sein Auto in eine der kleinen Lücken zwängte, um uns einen großen Stellplatz zu schaffen.
Hatte ich schon erwähnt, wie ausgesprochen nett und fröhlich ich die Spanier finde?
Wir verbrachten einen wirklich schönen Abend am Strand, hatten eine relativ ruhige Nacht und genossen unser Frühstück draußen auf einer der vielen Picknicksitzgruppen. Den Rest des Vormittags verquatschten wir mit unseren liebenswürdigen spanischen Nachbarn, während deren 15jähriger Sohn mit unseren Jungs im Schatten der Bäume Ball Spielte.
Es wurde früher Nachmittag, bis wir uns endlich loseisen konnten. Wieder war das Ziel ein Platz direkt an einem kleinen Strand mit guter Service-Station und auch dieses Mal wurden wir nicht enttäuscht! Ganz so hübsch wie in Gijón war es in Barreiros zwar nicht, aber wir konnten baden und Eis essen und lecker kochen und Tisch und Stühle draußen aufstellen, weil der Platz nicht allzu voll war. Den Jungs wird der Platz aber vor allem wegen unserer kleinen Nachtwanderung dort in Erinnerung bleiben…
Am nächsten Morgen machten wir – wieder einmal – einen Umweg durch das nächste Gewerbegebiet. Dieses Mal, um die Halterung unseres Reserverades schweißen zu lassen, die am Tag zuvor gebrochen war.
Die Hemmschwelle, in einem fremden Land eine Werkstatt finden zu müssen, in der man bereit ist, sich einer ungewöhnlichen Aufgabe zu widmen, haben wir ja nun schon längst überwunden. Und in Spanien, wo Jörg sich selbst mit den Mechanikern besprechen kann und ich nicht übersetzen muss, ist es gleich noch etwas einfacher. Und dann sind die Spanier auch noch um einiges begeisterter von unserem Truck als die Franzosen, obwohl das Interesse an unserem Fahrzeug auch in Frankreich schon sehr groß war! In Barreiros war es auf jeden Fall überhaupt kein Problem, Hilfe zu bekommen.
Kurz nach 12 war der Magirus schon wieder startklar und wir fuhren weiter.
An diesem Tag erreichten wir den dritten Stellplatz direkt am Ufer. Den winzigen winzigen Badestrand – wenn es überhaupt einer ist – fanden wir erst, als längst die Ebbe eingesetzt hatte und es zu spät zum Baden war. Dafür gönnten wir uns im Café an der Uferpromenade ein kleines Abendessen und danach noch einen Kaffee, während die Jungs auf dem Spielplatz und im Park spielten. Wie diesen in Poio dürfte es gerne mehr Stellplätze geben!
Obwohl die letzten drei Übernachtungsplätze wirklich toll waren, wünschten wir uns so langsam wieder eine Dusche in der man ausgiebig warm duschen kann. Und eine Waschmaschine ist nach über einer Woche und mit begrenztem Gepäck für eine fünfköpfige Familie auch kein Luxus mehr.
Als erste Station in Portugal wählten wir also einen „gehobenen“ Campingplatz in angemessener Entfernung, das heißt, in der Nähe von Porto. Gehoben war vor allem der Preis. Der Rest war in Ordnung. Die ganze Anlage ist schon älter, dafür aber schön ge- und bewachsen.
Die Sanitäranlagen waren sauber. Ebenso Pool und Kinderbecken, die wir beide in vollen Zügen genossen! Natürlich waren wir auch am Strand, was trotz des schlechten Wetter-Moments, den wir erwischten, gemütlich war. Wir lagen auf dem warmen Sand und die Kinder buddelten darin…
Aber jetzt haben wir genug vom Atlantik gesehen. Und Land und Leute konnten uns auch nicht so ganz von sich überzeugen. Zumindest nicht in Lavra. Wir fanden die Stimmung irgendwie trostlos und alles sehr anstrengend und unkoordiniert. Trotz an sich guter Internetverbindung war es ein riesiger Aufwand, bis ich endlich, mit 30 Minuten Verspätung, dem virtuellen MiFaZ-Meeting beitreten konnte. Der Straßenverkehr ist eine Katastrophe. Und viele Ecken, die hübsch sein könnten oder es einmal gewesen waren, sind heruntergekommen und schmutzig.
Natürlich gaben wir dem ganzen eine zweite Chance und legten einen Zwischenstopp in Condeixa-a-Nova ein. Das liegt im Landesinneren, denn wir bewegen uns jetzt gezielt in Richtung Südosten auf die Mittelmeerküste zu. Der Platz selbst ist durchaus akzeptabel und direkt daneben gibt es einen schicken kleinen Park mit Spielplatz und ein Einkaufszentrum mit einer Markthalle.
Und – wie wir heute Morgen feststellten – einen Markt. Das war ein Spaß! Wir schauten uns zuerst alles an und kauften dann hier und dort und bei möglichst vielen verschiedenen Händlern frisches Obst und Gemüse aus der Region, selbst gemachten Käse aus Ziegen- und Schafsmilch (weil ich mich bemühe, Kuhmilch zu vermeiden) und ausnahmsweise (weil die Bäckereien die einzigen festen Ladengeschäfte in der Halle und ausreichen Wechselgeld hatten, und weil wir einfach Lust darauf hatten) frische kleine Weizenbrote. Aus süßem Hefeteig mit ganz vielen getrockneten und kandierten, exotischen Früchten drin. So nehmen wir doch noch ein paar schöne Erinnerungen an Portugal mit, auch wenn sich unser Gesamteindruck in Condeixa bestätigte, und wir froh sind, inzwischen wieder zurück in Spanien zu sein…
Extremadurische Grüße,
Nora